Missbrauchsdebatte: Cohn-Bendit lehnt Deutsch-Französischen Medienpreis ab

Der grüne Europapolitiker Cohn-Bendit hatte 1975 in einem Buch Intimitäten mit Kindern beschrieben. Die darum entbrannte Debatte könnte seiner Partei schaden. Das will er vermeiden – und lehnt daher den Deutsch-Französischen Medienpreis ab: Sonst „wird das instrumentalisiert im Wahlkampf“. Weiterlesen…

4 Gedanken zu „Missbrauchsdebatte: Cohn-Bendit lehnt Deutsch-Französischen Medienpreis ab“

  1. Pressemitteilung der Heinrich-Böll-Stiftung vom 2. Mai 2013:

    Akte Daniel Cohn-Bendit / Le Grand Bazar: Sperrvermerk aufgehoben

    Nach Sichtung der Akte und Rücksprache mit Daniel Cohn-Bendit wurde der Sperrvermerk für die im Archiv Grünes Gedächtnis vorhandenen Dokumente zur Kontroverse um das Buch „Le Grand Bazar“ (1975) aufgehoben.

    Zur Vorgeschichte: Bei der Auflösung des Frankfurter Büros von Dany Cohn-Bendit im Jahr 2001 wurden die Akten in das Archiv Grünes Gedächtnis gegeben. Darunter war auch eine Dokumentensammlung, die unter anderem Unterlagen zur Debatte um die strittigen Äußerungen aus dem Buch „Le Grand Bazar“ enthielt. Diese Akte wurde von der damaligen Mitarbeiterin Cohn-Bendits mit einem Hinweis auf den privaten Charakter von darin enthaltenen Schreiben versehen. Dementsprechend erhielt sie einen Sperrvermerk. Das gilt auch für weitere Akten, die persönliche Unterlagen und Korrespondenz Dritter enthalten. Diese Praxis entspricht der Rechtslage. Dies wurde vom Leiter des Archivs auch Journalistinnen und Journalisten gegenüber mitgeteilt.

    Daniel Cohn-Bendit hat mittlerweile erklärt, dass er mit einer Freigabe der einschlägigen Unterlagen einverstanden ist. Nachdem eine Prüfung durch den Leiter des Archivs ergab, dass keine Datenschutzrechte Dritter tangiert sind, haben wir uns entschieden, die Dokumente zum Komplex „Le Grand Bazar“ zur Einsicht freizugeben.

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  2. Die Begründung DCBs für die Ablehnung des Deutsch-Französischen Medienpreises spricht Bände:

    Cohn-Bendit verzichtet nicht, weil er einsieht, dass seine Beschreibungen von sexuellen Handlungen zwischen ihm und Kindern in den 1970er Jahren schwere Provokationen für Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch sind.

    Er verzichtet auch nicht, weil er erkannt hat, welche fatale Rolle seine damaligen Aussagen in den Rechtfertigungen von Tätern (damals und heute) spiel(t)en.

    Und er verzichtet auch nicht, weil er rückblickend persönlich ehrliche Scham und Verantwortung für die Wirkung seiner Worte empfindet.

    Nein, Cohn-Bendit verzichtet einzig und allein um zu verhindern, dass die Kontroverse um seine Person „im Wahlkampf instrumentalisiert wird“. Für ihn gründet also die ganze Aufregung um die Preisverleihung des Theodor-Heuss-Preises lediglich in der Parteienpolitik (wozu ihm gewisse Politiker, die sich dankbar und undifferenziert auf das Thema gestürzt haben, auch noch in die Hände spielten).

    Das zeigt, dass Cohn-Bendit es nach wie vor ablehnt, die Brisanz seiner damaligen Aussagen und ihre Wirkung in die Gesellschaft hinein anzuerkennen. DCB weigert sich noch immer, seinen Anteil an der Verharmlosung bzw. sogar Förderung von sexuellen Handlungen von Erwachsenen an Kindern anzuerkennen, selbst wenn seine Aussagen in den Kontext des „damaligen Zeitgeistes“ gesetzt werden. Als bald 70-Jähriger hat er offenbar noch immer nicht die Reife erreicht, eigenes vergangenes Handeln im Kontext seiner Wirkungen (auch auf andere) neu zu bewerten. Noch immer kreist sein Denken einzig um sich selbst: „Ich weiß, was ich für Deutschland und Frankreich getan habe.“

    Somit bedeutet sein jetziger Verzicht gar nichts.

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