Boston – Wenn Kinder frühzeitig sexuelle oder sonstige physische Gewalt erfahren, leiden sie im Erwachsenenalter eher an Fettleibigkeit. Das haben Wissenschaftler der Boston University School of Medicine herausgefunden und im Journal Pediatrics (doi: 10.1542/peds.2011-1554) veröffentlicht. Weiterlesen…
So, und jetzt wäre es dann langsam auch mal ganz schön, wenn die ganzen WissenschaftlerInnen und MedizinerInnen und so weiter beginnen würden, die ganzen Einzelergebnisse, was die Folgen von sexualisierter Gewalt ind der Kindheit betrifft, zusammen führen würden:
Körperliche, seelische und sexuelle Misshandlungen können die Ursache für schwere akute und chronische Schmerzerkrankungen sein.
Misshandlungen, seien sie körperlicher oder seelischer Natur, hinterlassen immer eine Spur im Gehirn. Forscher stellten in verschiedenen Regionen des Gehirns einen Rückgang der grauen Hirnmasse fest, dessen Ausprägung mit dem Ausmaß des Missbrauchs im Childhood Trauma Questionnaire korrelierte. Die Rückgänge wurden im präfrontalen Cortex, im Striatum, in den Amygdalae, den sensorischen Assoziationsarealen des Cortex und im Kleinhirn gefunden.
Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend körperliche und sexuelle Misshandlungen erfahren haben, leiden im späteren Leben überdurchschnittlich häufig an psychischen Auffälligkeiten. Sie fühlen sich in ihrem Wohlbefinden generell beeinträchtigt und leiden im Vergleich zu Menschen, die von derartigen Erfahrungen verschont geblieben sind, häufiger an posttraumatischen Belastungsstörungen, Somatisierungsstörungen, Essstörungen (insbesondere Bulimia nervosa), Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmissbrauch, Depressionen, Borderline-Störungen, suizidalem Verhalten.
Menschen, die als Kind misshandelt oder missbraucht wurden haben als Erwachsene ein höheres Risiko, an chronischen Erkrankungen und Tumoren zu leiden. Denn das Erbgut wird durch die Gewalt massiv geschädigt, wie Forscher berichten.
Wer im frühen Leben misshandelt oder sexuell missbraucht werde, ist später anfälliger für eine chronische Schmerzstörung, bestimmte Herzkrankheiten oder Diabetes.
Misshandlungen wirken sich nicht nur auf die Seele der Kinder aus. Nach einer schweren Kindheit ist auch das Immunsystem Jahre später noch geschwächt.
…. und so weiter und so fort.
Dennoch erleben die meisten Betroffenen nach wie vor, dass – selbst wenn die Diagnose PTBS vorliegt, bzw. die Gewalterfahrungen in der Kindheit offengelegt werden – im konkreten Fall noch immer nur einzelne Symptome isoliert betrachtet und behandelt werden.
Noch immer haben Betroffene große Schwierigkeiten, die (wissenschaftlich bereits festgestellten!) Korrelationen zwischen ihren vielfältigen Beschwerden und der in der Kindheit erfahrenen Gewalt nachzuweisen.
Noch immer erfahren Betroffene regelmäßig Falscheinschätzungen, Fehlbehandlungen und Unterversorgung sowie Abweisung ihrer Ansprüche (beispielsweise nach dem OEG) durch den mangelhaften Informationsstand der Behandelnden und GutachterInnen.
Es ist gut, dass die Wissenschaft immer mehr erkennt, welche UMFASSENDEN, GRAVIERENDEN und DAS GESAMTE LEBEN BEEINTRÄCHTIGENDEN Folgen sexualisierte Gewalt in der Kindheit hat. Aber es wäre endlich an der Zeit, diese Erkenntnisse auch in die Praxis zu bringen, damit Betroffenen endlich qualifizierte Unterstützung erfahren.