Kinderärzte mahnen: Untersuchungen nicht mehr zeitgemäß

Die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder, wie die Kassen sie erstatten, haben teilweise nicht mehr die Hauptprobleme im Blick, die Kinderärzte in ihren Praxen wahrnehmen. So sind etwa 20 Prozent der Kinder übergewichtig, und viele weisen Entwicklungs- und Verhaltensstörungen auf. „Die momentanen Vorsorgeuntersuchungen berücksichtigen dies zu wenig“, sagt Kinderarzt Dr. med. Ulrich Fegeler, Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVK), im Apothekenmagazin „Baby und Familie“. Besonders Kinder aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien seien betroffen. Die Kinderärzte möchten diesen Problemen künftig besser vorbeugen können, klagen aber, dass die Krankenkassen die Veränderungen nicht durchweg anerkennen. Um die Finanzierung neuer Untersuchungen werde seit längerem gestritten.

Quelle: „Baby und Familie“, Wort und Bild-Verlag

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2 Gedanken zu „Kinderärzte mahnen: Untersuchungen nicht mehr zeitgemäß“

  1. Und wieder bleibt diese Aufgabe, die von der Bundesregierung, den Krankenkassen vernachlässigt wird, den Ehrenamtlichen und Vereine. Wir haben hier im Landkreis einen Ärzte – Leitfaden speziell genau zu diesem Thema verfasst. Es ist beinahe ein Buch geworden.
    Warum fühlt sich hier der Staat nicht verantwortlich??? Für jeden Mist braucht man in Deutschland einen Schein, muss Qualifikationen vorweisen. Aber sobald es um sex. Missbrauch geht, kann jeder rumpfuschen, wie ihm beliebt. Hier benötigen weder Therapeuten, noch Ärzte, noch Gutachter, noch Richter, noch pädagogische Fachkräfte, überhaupt einfach niemand eine Zusatzqualifikation. Unfassbar!!!

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  2. Hier zeigt sich das, was wir Betroffene auch aus anderen Bereichen kennen: Viele der Strukturen – beispielsweise im Gesundheits-, aber auch im allg. Versorgungswesen – entsprechen nicht den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnissen und Forschungsergebnissen.

    Gerade was das Thema (sexualisierte) Gewalt gegen Kinder und deren Folgen betrifft, führt dieser Mangel an Aktualität (und Aktualisierungswillen?) dazu, dass bestimmte Lebensbedingungen der Kinder, die erwiesenermaßen für gesundheitliche und seelische Fehlentwicklungen ursächlich sind, überhaupt nicht abgefragt, bzw. in das Diagnose-/Therapiekonzept einfließen. Damit wird den Kindern nicht nur adäquate Hilfe verweigert, sondern das Risiko, dass Gewalt als Ursache für viele Erkrankungen im Kindesalter übersehen wird, bleibt bestehen.

    Prävention im Bereich Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung kann nicht nur KiGas und Schulen betreffen! GERADE in den Kinderarztpraxen werden kindliche Opfer von Gewalt vorstellig und daher müssen hier auch die entsprechenden Strukturen geschaffen werden, dass die Gewaltfolgen auch erkannt und richtig therapiert werden können.

    Es wäre Aufgabe des Bundesgesundheitsministeriums (das leider nicht am Runden Tisch beteiligt war) und der Krankenkassen, die Konzepte der Vorsorgeuntersuchungen ebenso wie die der geeigneten Therapien endlich an aktuelle Forschungsergebnisse sowie Erkenntnisse aus der Traumaforschung/Gewaltfolgenforschung anzupassen! Es ist absolut an der Zeit, veraltete Krankheitskonzepte zu aktualisieren und bislang vernachlässigte Faktoren (wie beispielsweise sexualisierte Gewalt) stärker zu berücksichtigen.

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