Die innere Konferenz
Sinn dieser Übung:
Wir stehen oft im Konflikt zwischen Erfüllung von Pflichten und unserer eigenen Gesundheit. Das heißt, wir übernehmen zu viele Aufgaben, Verantwortung für Andere und schaden damit unsrer eigenen Gesundheit. Die Sorge um die Gesundheit steht häufig konträr mit der Pflichterfüllung, die uns ungefragt aufgedrückt wird, deren wir uns nicht erwehren können, oder die für unsere Anerkennung im Leben sorgt.
Die Pflichterfüllung oder die Übernahme von Verantwortungen treiben uns oft weit über das Notwendige an und bringen damit Erschöpfung, mitunter bis hin zu einer ernsthaften chronischen Erkrankung. Um dies zu verhindern und immer wieder neu zu überprüfen, ist diese Übung hilfreich.
Vor Beginn der inneren Konferenz ist es wichtig, dich als Erwachsene und deine „inneren traumatisierten Kindern“ (sind alles Anteile von dir) zu „befrieden“ mit folgenden Übungen:
a) Die inneren Helfer
b) Übung mit dem inneren Kind
c) Der sichere Ort (Wohlfühlort) für dich als Erwachsene und für deine inneren Kinder
Diese Übungen sind unter „Hilfsmittel“ zu finden.
Durchführung der Übung:
Bei der inneren Konferenz lädst du „Erwachsenenanteile“ deiner Seele ein, sich an einem Tisch mit dir zu setzen.
– Wähle einen für dich angenehmen Raum, den du dir im Gedanken vorstellst.
– Wie sieht dein Konferenztisch aus? Ist er rund oder eckig, aus Holz, Glas oder aus einem anderen Material?
– Wo steht der Konferenztisch?
Lass dir Zeit, bis du bildlich den Raum und den Konferenztisch vor deinem inneren Auge siehst.
Nun nimmst du – als die Erwachsene, die du heute bist, imaginär (= im Gedanken) Platz am Konferenztisch. Du darfst wählen, wo du sitzen möchtest. Anschließend werden die nötigen vier „Erwachsenenanteile“ zur Konferenz geladen. Du bestimmst den Sitzplatz der folgenden Erwachsenenanteile.
1. Zuerst wird Frau oder Herr „Sorge um die Gesundheit“ herein gebeten.
(Das ist der Anteil, der sich um die seelische als auch körperliche Gesundheit kümmert)
– Ist dieser Anteil bei dir männlich oder weiblich?
– Wie alt ist Frau oder Herr „Sorge“?
– Willst du ihr oder ihm einen Namen geben, wenn ja – welchen?
– Welchen Platz weißt du Frau oder Herr „Sorge um die Gesundheit“ am Konferenztisch zu? Soll sie zu deiner Rechten, zu deiner Linken oder vis à vis von dir sitzen?
2. Nun bittest du Frau oder Herrn „Pflicht“ herein.
(Das ist der Anteil, der sich um ANDERE kümmert, Pflichten übernimmt und sich verpflichtet fühlt.)
– Ist dieser Anteil bei dir männlich oder weiblich?
– Wie alt ist Frau oder Herr Pflicht?
– Willst du ihr oder ihm einen Namen geben, wenn ja – welchen?
– Welchen Platz weißt du Frau oder Herr „Pflicht“ am Konferenztisch zu? Zu deiner Rechten, zu deiner Linken oder vis à vis von dir, rechts oder links oder vis á vis von Herr oder Frau „Sorge“?
3. Nun bittest du Frau oder Herrn „Kreativität“ herein.
(Das ist der Anteil, der sich um eine kreative Umsetzung der in der Konferenz diskutierten Lösung kümmert, die zwischen Herr oder Frau „Sorge um die Gesundheit“ und Frau oder Herr „Pflicht“ vereinbart wurde . Der kreative Teil in uns ist meist erheblich jünger als wir selbst.)
– Ist dieser Anteil bei dir männlich oder weiblich?
– Wie alt ist Frau oder Herr Kreativität?
– Willst du ihr oder ihm einen Namen geben, wenn ja – welchen?
– Welchen Platz weißt du Frau oder Herr „Kreativität“ am Konferenztisch zu? Zu deiner Rechten, zu deiner Linken oder vis à vis von dir, rechts oder links oder vis á vis von Herr oder Frau „Sorge“ von Frau oder Herr „Pflicht“?
4. Als BeisitzerIn wird nun Frau oder Herr „Weisheit“ herein gebeten.
(Die „innere Weisheit“ ist ein Teil von dir, wie alle anderen Anteile auch. Es ist der wissende Anteil. Die innere Weisheit ist immer um einiges älter als du selbst, sie wohnt in dir. Wir beziehen unsere Weisheit nicht nur aus dem individuellen Leben, sondern aus allen Seelenteilen, sie überträgt sich von Generation zu Generation, sie ist die Gesamtheit der Weisheit, der spirituelle Teil in uns.)
Die einladende Person darf sich zur Unterstützung den liebenden Erwachsenen – Helfer – Kreis (die inneren Helfer) mit als Anwesende in den Raum bitten, aber die Helfer sitzen nicht mit am Tisch.
Bei der inneren Konferenz diskutieren „Sorge“ und „Pflicht“ in gegenseitiger Anerkennung über den besten Weg, der einladenden Person, also DIR zu helfen, gesünder zu werden. Diese Diskussion kann anhand eines aktuellen Problems geführt werden, dass dich gerade beschäftigt und für das du dringend eine baldige klare Entscheidung fällen willst / sollst / musst.
Es geht immer darum, dass man sagt: „Pflichtteil, ich respektiere, dass du für die Anerkennung meiner Person sorgst. Aber manchmal genügt auch ein Prozent von dem, was der Pflichtteil will (wenn der Pflichtteil überbordet).“ Oder: „Pflichtteil, ich habe das Recht ohne schlechten Gewissen – NEIN zu sagen.“
Willigt die „Sorge um die Gesundheit“ ein und unter welchen Bedingungen?
Eine der Bedingungen ist immer Bestandteil! Es muss immer darauf geachtet werden, dass Seele und Leib keine Nachwehen (Symptome) entwickeln. Sollten also Symptome an Leib und Seele spürbar werden, dann müssen die betreffenden Pflichterfüllungen, die diese Symptome ausgelöst haben, noch einmal überdacht, diskutiert werden bei der Konferenz.
Nun wird der „Pflichtteil“ gefragt, ob er damit einverstanden ist, denn er will ja irgendwann mal wieder funktionieren und sein Leben in den Griff bekommen.
Manchmal muss man sehr hart verhandeln. Manchmal muss der „Pflichtteil“ komplett ruhen, wenn die einladende Person – also DU – an dein Kräftelimit (körperlich oder psychisch) gerät, oder die Pflichterfüllung eine Zumutung für die Seele wäre und sich innerlich alles in dir sträubt, aber dein Umfeld diese Erfüllung der Pflicht / Übernahme der Verantwortung von dir einfordern will.
Die „Kreativität“ bringt gute Gedanken zur Realisierung des besten Weges mit ein, sucht also Lösungs – und Umsetzungsmöglichkeiten der in der Diskussion zwischen „Pflicht“ und „Sorge“ erlangten Entscheidung, z.B. Pflichten bzw. vermeintliche Pflichten – Verantwortungszuschreibungen zu delegieren bzw. auf mehrere Personen aufzuteilen bzw. sie so einzuteilen, dass sie der Gesundheit – körperlich sowie seelisch – nicht schaden.
Der „kreative Anteil“ stellte sich zur Verfügung, kreative Vorschläge für die Kooperation zwischen dem „gesundheitssorgenden Teil“ und „Verantwortungs- bzw. Pflichtteil“ zu entwickeln.
Die „Weisheit“ wird wenn nötig, angesprochen und um Rat gefragt.
Die einladende Person – also DU – hört zu, nimmt die Vorschläge ernst und versucht, diese umzusetzen.
Nun werden noch einmal alle „Konferenzteilnehmer“ gefragt, ob die Entscheidung samt Lösungsumsetzung ok ist.
Danach holst du das „traumatisierte innere Kind“ ,das den Konferenzraum neu gestalten darf zu einem „Wohlfühlort“. Das innere Kind erhält bereits beim Betreten des Raumes einen Würde – und Schutzmantel. Anschließend wird „der liebende Kreis“ des inneren Kindes noch einmal aktiviert (siehe Übung mit dem inneren Kind). Die „Weisheit“ und die „Kreativität“ stellen sich dem „innerem Kind“ vor und machen sich vertraut mit ihm.
Nun darf das innere Kind äußern, ob es einwilligt in das, was hier in der Konferenz ausgehandelt wurde, und unter welchen Bedingungen es für das traumatisierte Kind akzeptabel ist. Wenn das innere Kind mit den Abmachungen einverstanden ist, wird die Vereinbarung umgesetzt. Wenn nicht, muss neu verhandelt werden mit allen inneren Anteilen und nach einer für das innere Kind akzeptablen Lösung gesucht werden!
Die innere Konferenz kann bei Bedarf täglich einberufen werden. Es ist oft wichtig, sich dabei Hilfe zu holen (z.B. Therapie).
©Sarah Mohn