… für Missbrauch „in Kinderheimen, Schulen und kirchlichen Einrichtungen“.
Und wir fragen uns, ob auch er vergessen hat, dass die Hauptgruppe der Betroffenen aus den Familien stammt…?
***
Gauck fordert weitere Aufklärung der Missbrauchsskandale
Bundespräsident Joachim Gauck fordert die weitere Aufarbeitung der Missbrauchsskandale der vergangenen Jahrzehnte in Kinderheimen, Schulen und kirchlichen Einrichtungen.
„Wir müssen in Deutschland eingestehen – in Ost wie West: Es gab solche Fälle tausendfach – es gab tausendfach den unwiederbringlichen Verlust von Vertrauen“, sagte Gauck am Freitag bei der 60-Jahr-Feier des Deutschen Kinderschutzbunds in München. Die Enttäuschung über die Aufarbeitung dürfe nicht zur Entmutigung werden. „Die gesellschaftliche Verständigung muss weitergehen“, sagte Gauck. Die Opfer hätten ein Recht auf Unterstützung durch die Gesellschaft. „Genauso wie wir heute alles daran setzen müssen, Missbrauch keinen Raum zu geben, genauso entschlossen müssen wir auch die Untaten der Vergangenheit zum Thema unserer Gegenwart machen.“
Quelle: http://www.focus.de/regional/muenchen/verbaende-gauck-fordert-weitere-aufklaerung-der-missbrauchsskandale_aid_979888.html
Ich finds toll und richtig, dass der Bundespräsident sich eindeutig zur weiteren Aufklärung in Sachen sexualisierte Gewalt gegen Kinder ausspricht. Nun muss sich zeigen, wie groß seine Unterstützung hinsichtlich der breit geforderten unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder (so genanntem „Kindesmissbrauch“) sein wird.
Allerdings frage ich mich, warum der Bundespräsident (nur) die „weitere Aufarbeitung der Missbrauchsskandale der vergangenen Jahrzehnte in Kinderheimen, Schulen und kirchlichen Einrichtungen“ fordert? Ist ihm entgangen, dass der Großteil dieser Straftaten innerhalb der Familie geschehen?
Im Abschlussbericht der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten, Dr. Christine Bergmann, heißt es dazu (bezogen auf diejenigen, die sich an die Anlaufstelle gewandt haben): „Mit 52,1 % überwiegen die Missbrauchsfälle im familiären Umfeld, weitere 32,2 % entfallen auf Missbrauch in Institutionen, 9,3 % auf das weitere soziale Umfeld und 6,5 % auf Fremdtäter bzw. Fremdtäterinnen“. Prof. Dr. phil. Mechthild Wolff, Professorin an der Hochschule Landshut und Mitglied des Runden Tisches „Sexueller Kindesmissbrauch“, spricht sogar von einem 2/3 (Familien) zu 1/3 (Institutionen)-Verhältnis.
Hier kann ich nur meiner Hoffnung Ausdruck geben, dass der Bundespräsident sich baldmöglichst informiert/fachlich beraten lässt und sich zukünftig auch für die weitere Aufarbeitung von Missbrauch in der Familie einsetzt.